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IMPULSPAPIER II. ZENTRALE ENTWICKLUNGSBEREICHE FÜR DAS LERNEN IN DER DIGITALEN WELT
Entwicklungsbereich:
Zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht und schulischen LernprozessenSchulische Lernprozesse zeitgemäß und zukunftsorientiert zu gestalten, ist eine zunehmend und andauernd anspruchsvolle Herausforderung für Schulen und Lehrkräfte. Die Gestaltung von Unterricht und schulischen Lernprozessen geht dabei weit über den (gelegentlichen) Einbezug von digitalen Endgeräten in den Unterricht hinaus. Sie umfasst vielmehr die kontinuierliche Erweiterung des didaktischen Repertoires der Nutzung digitaler Medien und Werkzeuge, die entsprechende Weiterentwicklung der Lernkultur, deren sukzessive Einbindung in Formate der Leistungsüberprüfung sowie deren Berücksichtigung bei einer zukunftsgerichteten Weiterentwicklung der Fach- und Lerninhalte.
Die sich ständig erweiternden Möglichkeiten des Lernens in der digitalen Welt finden sich daher sowohl im Unterricht als auch in darüberhinausgehenden Lehr-/Lernprozessen, z.B. in der Verbindung verschiedener Lernorte, im Einbezug außerschulischer Lernorte und -angebote sowie bei der Gestaltung des Ganztags, wieder. Medienkompetenz und digitale Schlüsselkompetenzen werden dabei zunehmend als wichtige Bestandteile des Lernens in den Unterricht der Fächer und der Lernfelder integriert. Dabei verschränken sich in einem zeitgemäßen Unterricht digitale und analoge Phasen des Unterrichts in lernförderlicher und chancengerechter Weise. Den Qualitätsansprüchen und -kriterien „guten“ Unterrichts und der Berücksichtigung der Fachlichkeit wird unverändert Rechnung getragen.
Zentrale Leitideen und inhaltliche Impulse
Eine zeitgemäße und zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht und von schulischen Lehr/Lernprozessen umfasst u.a.:
- Stärkung der Beziehungsarbeit: Gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Vertrauen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, aber auch zwischen den Lernenden selbst, bilden die Basis erfolgreicher Gestaltung von Unterricht und schulischen Lehr-/Lernprozessen. Beziehungsarbeit gewinnt in einer Lern- und Unterrichtskultur, die verstärkt von selbstreguliertem Lernen, einer in Teilen asynchronen Kommunikation und erweiterten Möglichkeiten durch digitale Werkzeuge und Medien geprägt ist, an zusätzlicher Bedeutung und wird durch geeignete Maßnahmen gestärkt.
- Individuelle Förderung und Inklusion: Digitale Möglichkeiten sind für die Diagnostik, die individuelle Förderung, für die Beratung und für individuelles Feedback integrale Bestandteile der Gestaltung von Unterricht und schulischen Lehr-/Lernprozessen. Die Möglichkeiten digitaler Unterstützungsformate zur Lern(prozess)diagnostik und Unterstützung und Begleitung von individuellen Lernprozessen, z.B. über adaptive oder tutorielle Systeme, werden zunehmend erschlossen. In allen Bildungsprozessen wird Barrierefreiheit (accessibility und usability) beachtet, der Individualität der Lernenden wird auch durch sprach- und gendersensibles Handeln Rechnung getragen. Unterricht und schulische Lernprozesse in der digitalen Welt werden in einem inklusiven Bildungsverständnis angelegt.
- Umfassende Kompetenzorientierung: Überfachliche und fachliche Kompetenzen – wie sie in den Richtlinien sowie Lehr- und Bildungsplänen des Landes abgebildet sind – bilden unverändert die zentrale Zielperspektive schulischen Lernens. Dabei werden die Kompetenzen entlang des Medienkompetenzrahmens (s. S. 6) NRW bzw. der Vorgaben zu digitalen Schlüsselkompetenzen für das Berufskolleg sowie informatischen Kompetenzen als integrale Bestandteile des Lernens in der digitalen Welt berücksichtigt und in anschlussfähiger Weise in den (Fach-)Unterricht bzw. das Lernen in den beruflichen Fachrichtungen zusammen mit den Zukunftskompetenzen Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken (4K) auf verschiedenen Lernniveaus eingebettet. Vor dem Hintergrund der aktuellen und zukünftigen digitalen Transformationsprozesse in der Gesellschaft, Lebens- und Arbeitswelt sind zunehmend Selbst-, Kollaborations-, Fach- und Methodenkompetenzen der Schülerinnen und Schüler bedeutsam, die auf die Möglichkeit zu einer aktiven (Mit-) Gestaltung dieses Prozesses befähigen sollen.
- Erweiterte Lernaufgaben und Öffnung von Lernarrangements: Unterricht und schulische Lehr-/Lernprozesse sind so gestaltet, dass sich die Lernenden mit differenzierten und sie kognitiv, sozial und affektiv anregenden Aufgaben auseinandersetzen und dabei digitale Medien und Werkzeuge einbeziehen. Herausfordernde (digitale) Lehr-/Lernarrangements, die auch projektbezogenes Arbeiten und personalisiertes Lernen umfassen, ermöglichen allen Schülerinnen und Schülern, ihr eigenes Lernen zu steuern und dafür notwendige Phasen in eigenem Tempo und individuell zu durchlaufen. In der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Lern- und Leistungsaufgaben werden die Erfordernisse des Lernens in der digitalen Welt berücksichtigt.
- Förderung von 4K als Zukunftskompetenzen: Die sogenannten 4K (Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken) dienen als Gestaltungsmerkmal zur Weiterentwicklung des Unterrichts und darüberhinausgehender schulischer Lehr-/Lernprozesse. Synchrone und asynchrone Phasen der analogen und digitalen Kommunikation werden lernförderlich genutzt. Lernen findet an verschiedenen Lernorten und in unterschiedlichen Lernkontexten statt und ist so arrangiert, dass diese planvoll aufeinander abgestimmt und miteinander verzahnt sind. Aufgaben und Lernpfade sind so angelegt, dass die Schülerinnen und Schüler in ihrer Kreativität gefördert werden und kollaborativ Lernprodukte und Lernergebnisse erzielen können. Die grundsätzliche Bereitschaft, eine kritische Grundhaltung zu erwerben, ist ein übergeordnetes Ziel des Unterrichts und erweiterter schulischer Lehr-/Lernprozesse in der digitalen Welt. Lehr-/Lernprozesse tragen dazu bei, Ambiguitätstoleranz zu erwerben.
- Feedback und Partizipation als Lernprozesselemente: Formatives Feedback durch die Lehrkräfte sowie Feedback durch die Mitschülerinnen und Mitschüler und Lernpartnerinnen und -partner sind fester Bestandteil des Unterrichts bzw. schulischer Lehr-/Lernprozesse in der digitalen Welt. Dazu werden Schülerinnen und Schüler – wo möglich und sinnvoll – auch in die Gestaltung des Unterrichts bzw. der Lehr-/Lernprozesse aktiv eingebunden.
- Erprobung und Weiterentwicklung von Formen der Leistungsüberprüfung: Die bereits jetzt mögliche Vielfalt der Formen der Leistungsüberprüfung wird mit Blick auf die erweiterten Möglichkeiten des Lernens in der Kultur der Digitalität im Hinblick auf eine lernförderliche und zeitgemäße Aufgabenkultur sukzessive weiterentwickelt. Die durch Leistungsüberprüfungen erhobenen Lernstände werden in den Lernprozess zurückgeführt. Dazu werden neue Wege reflektiert erprobt und ggf. entsprechende Vereinbarungen fortgeschrieben.
- Nutzung zeitgemäßer Bildungsmedien: Die verfügbaren digitalen Bildungsmedien, wie etwa digitale Lernumgebungen, Lernplattformen und IT-Infrastrukturen, digitale Schulbücher, exemplarische Lernsituationen für alle Fachbereiche mit expliziter Förderung digitaler Schlüsselkompetenzen im Berufsbildungsportal, Medien der Bildungsmediathek NRW, werden hinsichtlich ihrer Potenziale für das Lernen in der digitalen Welt analysiert, in die Planung und Durchführung von Unterricht und schulischen Lehr-/Lernprozessen einbezogen und lernförderlich eingesetzt.
- Lernprozessbezogene Technologieentwicklung: Die technische Ausstattung der Schule und die Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen bedingen sich wechselseitig. Die vorhandenen technischen Möglichkeiten und die schulische IT-Infrastruktur werden pädagogisch und didaktisch reflektiert eingesetzt und im Hinblick auf ein zeitgemäßes Lernen in der digitalen Welt weiterentwickelt.
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