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Leben und Lernen in der Grundschule
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Lehrerinnen und Lehrer nutzen heutzutage unterschiedliche Wege und Methoden, um den Bedürfnissen jedes Kindes gerecht zu werden. Sie vermitteln Fachwissen und zeigen den Kindern gleichzeitig unterschiedliche Lernwege, damit sie die Lerninhalte bestmöglich aufnehmen, verarbeiten und speichern können. Sie gestalten eine ansprechende und für das Lernen anregende Lernumgebung. Sie stellen Lernaufgaben mit unterschiedlichem Anspruchsniveau zur Verfügung und unterstützen Ihr Kind bei Fragen und Problemen. Regelmäßig führen sie Lerngespräche durch, um gemeinsam mit Ihrem Kind über die bereits erreichten Leistungen zu sprechen und die nächsten Lernschritte zu planen. Fehler gehören zu jedem Lernprozess dazu. Deshalb ist es wichtig, dass Sie als Eltern damit umgehen können, wenn Ihr Kind in dieser Phase noch nicht fehlerfrei arbeiten kann.
Die Klassenleitung
Ein großer Teil des Unterrichts in der Grundschule sollte von der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer erteilt werden. Die Klassenleitung ist eine wichtige Bezugsperson für Ihr Kind und erste Ansprechperson für alle Fragen des täglichen Schullebens. Neben der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer unterrichten auch andere Lehrkräfte einzelne Unterrichtsfächer in der Klasse.
Für den Fall, dass Lehrkräfte aus bestimmten Gründen ihren Unterricht nicht erteilen können, zum Beispiel wegen Krankheit oder einer Fortbildung, hat jede Schule ein Vertretungskonzept entwickelt.
Das Lehrpersonal an den Schulen begegnet dieser Situation mit großem Engagement und mittels verschiedener Maßnahmen. Kann eine Schule den Vertretungsunterricht nicht durch eigene Lehrerinnen und Lehrer sicherstellen, kommen vorübergehend Vertretungslehrkräfte an die Schule. Vertretungslehrkräfte können nicht langfristig an einer bestimmten Schule bleiben.
Der Schultag
Die Gestaltung des Schultages passen die Lehrkräfte an die individuellen Bedürfnisse der Klasse an. Häufig wird dazu der bekannte 45-Minuten-Rhythmus aufgelöst, um ein möglichst kindgerechtes und altersangemessenes Lernen zu ermöglichen. So schreiben Kinder vielleicht 20 Minuten, singen anschließend ein Lied, um danach zu rechnen. Auch im Sinne einer „bewegungsfreudigen Schule“ können tägliche kleine Bewegungszeiten in den Unterricht mit einbezogen werden. Arbeiten die Kinder längere Zeit konzentriert an einer Aufgabe, sorgt spielerische Bewegung für ein ausgewogenes Verhältnis von Konzentration und Ausgleich.
Von anderen Kindern lernen
Kinder können in der Schuleingangsphase getrennt nach Jahrgängen oder auch jahrgangsübergreifend unterrichtet werden.
Die Entwicklung von Kindern und deren Lernprozesse gestalten sich individuell verschieden. Kinder lernen in unterschiedlicher Weise und Geschwindigkeit. Daher können die Kinder zwischen einem Jahr und drei Jahren in der Schuleingangsphase verweilen, ohne dass ihnen das dritte Jahr auf ihre Schulpflichtzeit angerechnet wird. Zwischen den Jahrgängen 1 und 2 findet keine Versetzung statt. In der Regel wird am Ende des zweiten Schuljahres über die Versetzung in die Klasse 3 oder über einen Verbleib in der Schuleingangsphase entschieden. Manche Kinder benötigen für die Erstlernprozesse deutlich mehr Lernzeit, um die Basiskompetenzen oder Lernstrategien zu sichern. Daher kann in begründeten Einzelfällen an Schulen, an denen die Kinder in der Schuleingangsphase getrennt nach Jahrgängen unterrichtet werden, die Klassenkonferenz auf Antrag der Eltern bereits am Ende des ersten Schulbesuchsjahres entscheiden, dass ein Kind ein weiteres Jahr in der Klasse 1 verbleibt.
Lernen Kinder unterschiedlichen Alters zusammen, wird das Miteinander in besonderer Weise trainiert: Kinder helfen und motivieren sich gegenseitig; jedes Kind kann bei gemeinsamen Aufgaben das einbringen, was es kann. Im Miteinander werden Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Geduld und Verständnis für die Unterschiedlichkeiten und individuellen Bedürfnisse der Mitschülerinnen und Mitschüler in besonderem Maße gefördert.
Über das pädagogische Konzept und die Organisationsform des Unterrichts, getrennt nach Jahrgängen oder jahrgangsübergreifend, entscheidet die Schulkonferenz, sofern nicht aufgrund der schulorganisatorischen Entscheidung des Schulträgers jahrgangsübergreifend unterrichtet wird.
Im jahrgangsbezogenen Unterricht lernen die Kinder in einem vertrauten Klassenverband während der gesamten Grundschulzeit. Hier richtet sich die Zusammensetzung der Klasse nach dem jeweiligen Alter der Kinder.
Im jahrgangsübergreifenden Unterricht lernen Kinder in einer jahrgangsstufengemischten Klasse. Hierbei lassen sich folgende Formen unterscheiden:
- Die Jahrgangsstufen 1 und 2 werden gemeinsam unterrichtet, die Jahrgangsstufen 3 und 4 werden gemeinsam unterrichtet.
- Die Jahrgangsstufen 1 und 2 werden gemeinsam unterrichtet, anschließend werden die Jahrgangsstufen 3 und 4 getrennt unterrichtet.
- Alle Jahrgangsstufen (Klasse 1 – 4) werden gemeinsam unterrichtet.
Eine jahrgangsgemischte Lerngruppe bietet schneller lernenden Kindern die Möglichkeit, die Lerninhalte des „nächsten“ Jahrgangs frühzeitig zu erarbeiten, ohne dafür die Klasse wechseln zu müssen. Zum anderen ermöglicht es Kindern, die langsamer lernen, in ihrem eigenen Lerntempo zu arbeiten und dennoch in der Lerngruppe zu verbleiben.
Das Lernen lernen
Im Laufe der Zeit erwerben die Kinder nicht nur Fachwissen, sondern auch grundlegende Fähigkeiten, die wichtig für das spätere Lernen und für das Berufsleben sind.
Sie lernen,
- sich selbst zu organisieren (z. B. Arbeitsmaterialien bereithalten, Arbeitspartner finden, sich die Zeit richtig einteilen und eine Aufgabe konsequent beenden),
- die Arbeitsschritte zu planen sowie Aufgaben selbstständig und systematisch zu bearbeiten,
- über eigene Lernwege nachzudenken und Mitschülerinnen und Mitschülern diese zu erklären,
- unterschiedliche Vorgehensweisen zu nutzen, um Informationen einzuholen, sich Wissen anzueignen und selbst Aufgaben zu entwickeln,
- zusammen mit anderen zu arbeiten und Ergebnisse zu erzielen.
Hausaufgaben und Lernzeiten
Um Lerninhalte besser zu behalten und zu vertiefen, benötigen Kinder regelmäßige Arbeits- und Übungsphasen. Hierzu gehören unter anderem die Hausaufgaben, welche sich unmittelbar auf Unterrichtsinhalte beziehen.
Wenn Kinder ihre Hausaufgaben machen,
- bereiten sie Unterrichtsstoff nach und vertiefen ihn,
- üben und trainieren sie zuvor Gelerntes,
- lernen sie Unterrichtsthemen in neuen Zusammenhängen kennen,
- bereiten sie neue Themen des Unterrichts vor.
Hausaufgaben fördern das selbstständige Arbeiten und die Verantwortung für das eigene Lernen. Im Sinne der individuellen Förderung kann es sein, dass Kinder einer Klasse unterschiedliche Hausaufgaben bekommen. Nicht immer ergeben sich jedoch aus dem Unterricht sinnvolle Übungen für zu Hause, so dass Hausaufgaben manchmal entfallen.
Die Zeit für die Hausaufgaben in den Klassen 1 und 2 sollte 30 Minuten, in den Klassen 3 und 4 circa 45 Minuten nicht übersteigen. Ist ein Kind von einer Aufgabe so begeistert, dass es von sich aus weiterarbeiten möchte, ist dies natürlich möglich.
Kinder, die für den offenen Ganztag angemeldet sind, erledigen ihre Hausaufgaben in der Regel im Anschluss an den Unterricht in der Schule und sollten möglichst keine Aufgaben mehr zu Hause bearbeiten müssen.
Beratung in der Schule
Erste Ansprechpartner bei der Lösung schulischer Probleme sind die Klassenleitung sowie die Fachlehrerin oder der Fachlehrer. Diese beraten Sie gerne und helfen, eine Lösung zu finden. In allen Kreisen und kreisfreien Städten sind schulpsychologische Dienste eingerichtet, die bei der Lösung schulischer Probleme helfen können.
Wie Sie Ihr Kind bei den Hausaufgaben unterstützen können
Sicherlich benötigen einige Kinder gerade zu Schulbeginn Unterstützung bei den Hausaufgaben. Wichtig dabei ist nur, dass Ihr Kind von Anfang an lernt, dass es die Verantwortung für die Erledigung der Hausaufgaben selbst trägt. Nur so erfährt die Lehrerin oder der Lehrer, ob Ihr Kind eine Hausaufgabe nicht verstanden hat oder nicht bearbeiten konnte. Dann müssen Lerninhalte im Unterricht noch einmal erklärt und vertieft werden. Sie als Eltern sollten dafür sorgen, dass Ihr Kind die Hausaufgaben zu Hause in Ruhe an einem festen Arbeitsplatz erledigen kann.
Individuelle Förderung
Individuelle Förderung soll die Entwicklungsmöglichkeiten aller Schülerinnen und Schüler berücksichtigen.
Ziel ist es, durch Unterstützung der Kinder im Unterricht und in der Schule alle vorhandenen Lernmöglichkeiten zu entdecken und zu fördern. Auch die Persönlichkeit des Kindes mit Stärken und Vorlieben soll sich durch individuelle Förderung weiter entfalten können.
Dabei werden die Schülerin bzw. der Schüler aktiv und konstruktiv in den Lernprozess einbezogen. In passenden Lernsituationen können die Kinder ihre Stärken ausbauen oder noch vorhandene Schwächen ausgleichen. Dafür ist eine gezielte Beobachtung der Schülerinnen und Schüler notwendig. Manche Schulen setzen Testverfahren ein, um das Potenzial der Kinder effektiv zu erkennen.
Das individuelle Lernen findet in der Regel in der Gruppe statt. Es kann in verschiedenen Lernformen und Arbeitsformen umgesetzt werden. Hilfreich ist es, wenn über das individuelle Lernen mit den Eltern und auch mit den Schülerinnen und Schülern selbst gesprochen wird. Dafür entwickeln alle Schulen eigene Konzepte. Im schulischen Förderkonzept sind Aussagen zur Lernstandsdiagnostik, zur Förderplanung und zu den Anforderungen an die Unterrichtsorganisation enthalten. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen informieren Grundschulen auch über das schuleigene Konzept der individuellen Förderung.
Insbesondere in der Schuleingangsphase ist die systematische, individuelle und präventive Förderung wichtig, denn die Entwicklungsstände der Kinder sind hier noch besonders unterschiedlich. Lehrkräfte können dem am besten in multiprofessionellen Teams gerecht werden, denn für eine umfassende Unterstützung von Kindern braucht es unterschiedliche Fachkompetenzen. Zu den multiprofessionellen Teams gehören unter anderem auch die sozialpädagogischen Fachkräfte, die die Lehrkräfte an vielen Schulen bei der Arbeit im Unterricht unterstützen. Ihr Aufgabenspektrum reicht von der Unterstützung bei der Ermittlung der Lernausgangslagen über die Mitwirkung bei der Erstellung von individuellen Förderplänen bis hin zur individuellen Begleitung einzelner Kinder.
Weitere aktuelle Informationen dazu finden Sie unter:
www.schulministerium.nrw/die-grundschule-von-bis-zGeschlechtersensible Bildung
Die Schule achtet die Gleichberechtigung der Geschlechter und wirkt darauf hin, bestehende Nachteile abzubauen. Durch eine geschlechtersensible Bildung werden alle Kinder so gefördert, dass sie ihre individuellen Potenziale bestmöglich und unabhängig von gesellschaftlichen Rollenerwartungen entfalten können.
Weitere aktuelle Informationen dazu finden Sie unter:
https://www.schulentwicklung.nrw.de/q/upload/Gender/Padagogische_Orientierung_2022_web.pdfGemeinsames Lernen in der Grundschule
Die Grundschule nimmt alle Kinder auf, die schulpflichtig sind. Dies gilt in der Regel auch für Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen oder Behinderungen, sofern die betroffenen Eltern nicht die Förderschule als Förderort für ihr Kind wählen. Eltern von Schülerinnen und Schülern mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung haben einen Rechtsanspruch darauf, dass ihnen mindestens eine allgemeine Schule als Lernort für ihr Kind vorgeschlagen wird.
Es ist wichtig, dass Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler genau kennenlernen, damit diese bestmöglich gefördert werden können. Dabei kommt es besonders darauf an, dass die Lehrkraft die Stärken Ihres Kindes entdeckt. Im Gemeinsamen Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung werden für Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung gezielte Fördermaßnahmen entwickelt. Die Lehrkräfte mit dem Lehramt Grundschule analysieren gemeinsam mit den Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung und den sozialpädagogischen Fachkräften die Lernausgangslage der Kinder systematisch. Der unterschiedliche Blick der Personen in multiprofessionellen Teams unterstützt die schulische Entwicklung der Schülerinnen und Schüler und hilft den Lehrkräften, für jedes Kind passende Lernangebote im Rahmen der individuellen Förderung bereitstellen zu können.
Weitere aktuelle Informationen dazu finden Sie unter:
www.schulministerium.nrwFragen zum Gemeinsamen Lernen?
Für das Gemeinsame Lernen ist zunächst die Schulleitung einer Schule die richtige Ansprechperson. Darüber hinaus können die Ansprechpersonen in den Schulämtern vor Ort, wie zum Beispiel die Inklusionskoordinatorinnen und -koordinatoren sowie die Inklusionsfachberaterinnen und -fachberater, Sie über das Angebot des Gemeinsamen Lernens in der Region informieren und beraten.
Informationen zu den zuständigen Ansprechpersonen vor Ort und den Standorten der Grundschulen, die Gemeinsames Lernen anbieten, finden Sie auf einer interaktiven Karte unter:
url.nrw/karte-gem-lernenKinder mit besonderen Begabungen
Kinder, die besonders begabt sind und ohne entsprechende Herausforderungen schnell unterfordert wären, können die Grundschulzeit verkürzen, indem sie die zweijährige Schuleingangsphase in einem Jahr absolvieren. Darüber hinaus können die Kinder durch herausfordernde Lernaufgaben gefördert werden.
Kinder mit internationaler Familiengeschichte
In der Schule lernen Kinder mit und ohne internationaler Familiengeschichte gemeinsam. Knapp 50 Prozent der Grundschulkinder sprechen eine weitere oder eine andere Sprache neben der deutschen. Ihre Mehrsprachigkeit gilt es im Unterricht und Schulleben systematisch einzubinden und zu fördern. Sie können außerdem am Herkunftssprachlichen Unterricht teilnehmen, der in verschiedenen Sprachen angeboten wird.
Unterstützung für Kinder mit internationaler Familiengeschichte
Es gibt 54 Kommunale Integrationszentren, die als Einrichtungen von Gemeinden und Kreisen auch ein breites Unterstützungsangebot sowohl für Schülerinnen und Schüler mit internationaler Familiengeschichte wie auch für ihre Eltern oder weitere Erziehungsberechtigten anbieten. Aufgabe der Kommunalen Integrationszentren ist es, die verschiedenen Akteurinnen und Akteure im Bereich der Integration vor Ort zusammenzubringen und mit eigenen Angeboten zu unterstützen. Damit tragen sie dazu bei, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, um möglichst früh die Grundlagen für einen erfolgreichen Lebens- und Berufsweg zu schaffen.
Kinder, die im Verlauf ihrer Bildungsbiographie neu nach Deutschland zuwandern, erhalten vor dem Schulbesuch mit ihren Erziehungsberechtigten zunächst eine Beratung. Neben der Weitergabe von wichtigen Informationen über die Schullandschaft vor Ort finden in diesen Beratungsgesprächen wichtige Weichenstellungen für eine gelingende, individuell ausgerichtete Fortsetzung der Schullaufbahn der ankommenden Kinder und Jugendlichen statt. Diese Beratungsleistung erfolgt in den meisten nordrhein-westfälischen Kommunen durch das Land Nordrhein-Westfalen.
Die Landesstelle Schulische Integration (LaSI) übernimmt als Dezernat 40 der Bezirksregierung Arnsberg im Auftrag des Schulministeriums landesweite Aufgaben im Integrationsbereich. So berät und begleitet sie beispielsweise die Kommunalen Integrationszentren.
Informationen dazu finden Sie unter:
www.bra.nrw.de/-2729© 2024 MSB.NRW