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Einleitung
Für alle Schülerinnen und Schüler sind sprachliche Kompetenzen eine wesentliche Voraussetzung zum Lernen und damit auch für den Schulerfolg; denn Sprache ist nicht nur ein zentrales Kommunikationsmittel, sondern auch ein wichtiges Werkzeug zum Denken und Lernen. Aus diesem Grund ist die sprachliche Bildung ein ganzheitlicher Bildungsauftrag der Schule, dem alle Lehrkräfte und weitere pädagogisch Tätigen verpflichtet sind. Dabei sind alle sprachlichen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen umfassend zu berücksichtigen und als Bildungspotenziale für ein- ebenso wie für mehrsprachig Aufwachsende freizulegen.
Ziel in der Schule ist es, alle Schülerinnen und Schüler entlang ihrer gesamten Bildungsbiografie durch einen sensiblen Gebrauch von Sprache individuell zu unterstützen, damit sie den Weg von der Alltags- zur Bildungssprache erfolgreich vollziehen lernen. Dabei kommt der deutschen Sprache ein ganz besonderer Stellenwert zu, da sie Unterrichtssprache und darüber hinaus wichtig für das Alltagsleben ist. Zugleich sind für alle die Förderung und der Einbezug weiterer Sprachen, wie die Herkunftssprache(n) mehrsprachig Aufwachsender sowie die erlernten Fremdsprachen, bedeutsam für einen ganzheitlichen Sprachbildungsprozess.
Eine Reihe von Leistungsvergleichsuntersuchungen, wie PISA, IGLU, TIMSS, weist nach, dass ein enger Zusammenhang zwischen Schulleistungen und bildungssprachlichen Kompetenzen in der deutschen Sprache besteht. So wirken sich unzureichende bildungssprachliche Kompetenzen in der deutschen Sprache auch auf die Leistungschancen in anderen Fächern, wie Mathematik und Naturwissenschaften, negativ aus. Ebenso zeigen diese Untersuchungen, dass Leistungsunterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern im deutschen Schulsystem stark ausgeprägt sind. Deutlich wird, dass die bildungssprachlichen Kompetenzen in der deutschen Sprache maßgeblich vom sozioökonomischen Hintergrund des Elternhauses beeinflusst werden. Dieser Zusammenhang verstärkt sich, wenn zudem noch eine andere Erstsprache als Deutsch in der Familie gesprochen wird.
Damit allen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen ermöglicht wird, den sprachlichen – und damit auch den inhaltlichen – Anforderungen der Schule gerecht zu werden, erfüllt die Schule ihren Bildungsauftrag, wenn sie alle Schülerinnen und Schüler gezielt und systematisch an diese Anforderungen heranführt. Auf diese Weise leistet sie einen bedeutsamen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit.
Die vorliegende pädagogische Orientierung trägt dazu bei, ein gemeinsames Verständnis einer ganzheitlichen sprachlichen Bildung in der Schule für alle Lehrkräfte und weitere pädagogisch Tätige zu schaffen und zu verdeutlichen, dass dieser Ansatz die sprachliche Bildung aller Schülerinnen und Schüler mit und ohne internationale Familiengeschichte in allen Sprachen (Deutsch, Herkunftssprache(n), Fremdsprachen) unterstützt und einen zentralen Bestandteil der sprachsensiblen und interkulturellen Schulentwicklung in einer mehrsprachigen Gesellschaft bildet.
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