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6. Lernerfolgsüberprüfung und Leistungsbewertung
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Die Lernerfolgsüberprüfungen und Leistungsbewertungen erstrecken sich auch auf die im Distanzunterricht vermittelten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Im Distanzunterricht erbrachte Leistungen gehören zum Beurteilungsbereich „Sonstige Leistungen im Unterricht“ und sind im Präsenzunterricht erbrachten „Sonstigen Leistungen“ gleichwertig.
In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, Formate der Leistungsbewertung im Bereich der „Sonstigen Leistungen“ zu entwickeln und zu etablieren, die die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, bspw. eine Präsentation, ein Video oder ein E-Book. Der Einbezug von KI-Anwendungen ist in der entsprechenden Aufgabenkultur genauso zu berücksichtigen wie die Zukunftskompetenzen: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, Kritisches Denken.
Die Erstellung dieser Produkte kann sowohl im Präsenz- als auch Distanzunterricht erfolgen. Bewertet werden das Handlungsprodukt und ggf. auch der Entstehungsprozess (formative Bewertung). Bei hilfsmittelunterstützten Produkten ist die Koaktivität mit KI-Anwendungen zu berücksichtigen.
Impulse für die Leistungsbewertung im Distanzunterricht 8
Digitaler Galeriegang: Die Lernenden erarbeiten allein oder in Kleingruppen ein Referat über ein Unterthema eines gemeinsamen, größeren Oberthemas und erstellen ein digitales Produkt (z. B. Film beim Halten des Referats, Erstellung eines Screencasts, einer Folienpräsentation oder eines Podcasts), welches sie in einer digitalen Galerie auf der Kurs-/Klassenplattform oder einer digitalen Pinnwand präsentieren. Der digitale Galeriegang als Präsentationsmethode für verschiedenste Handlungsprodukte eignet sich für alle Fachbereiche.
Für Podcasts bieten sich folgende Szenarien an: Fiktive Interviews mit (realen) Persönlichkeiten (z. B. mit Christoph Columbus im Spanischunterricht, mit Adam Smith im Englisch- oder Volkswirtschaftslehreunterricht, mit verschiedenen Politikerinnen und Politikern zu einem Thema als mehrteilige Podcast-Serie, usw.).
Im Bereich der E-Portfolios sind beispielhaft zu nennen: Lektürearbeit mit einem E-Portfolio oder Portfolioarbeit zum Thema Werbung (Englisch/Betriebswirtschaftslehre), bei dem die Schülerinnen und Schüler z. B. verschiedene Werbestrategien kennenlernen, Werbemedien analysieren und Werbespots erstellen und präsentieren. Weitere Möglichkeiten sind Lernportfolios oder Bewerbungsportfolios.
Als E-Book bieten sich z. B. Reiseführer im Fremdsprachenunterricht oder Themenmagazine (aus allen Fachbereichen) mit Sprachaufnahmen sowie Text- und Filmbeiträgen an. Beispielsweise können beim Reiseführer in mehreren Kapiteln die unterschiedlichen Facetten einer Stadt oder Region dargestellt werden.
Unterstützt werden können die Schülerinnen und Schüler dabei durch eine von der Lehrkraft bereitgestellte digitale Pinnwand als Lerntheke mit weiterführenden Links, Formulierungshilfen, Selbstevaluationsbögen, etc. Da die Lernenden die Möglichkeit haben, ihre eigenen Sprachaufnahmen mehrfach zu hören, können sie Fehler erkennen und sie selbstständig verbessern.
Videoerstellung z. B. für eine virtuelle Stadtführung, einen Produktionsprozess, einen Versuchsaufbau, einen Filmtrailer zu einer Lektüre, einen Werbeclip, o. ä.
Die Schülerinnen und Schüler planen zum Beispiel einen virtuellen Städtetrip, recherchieren und verfassen ein Storyboard (Concept-Sheet) zu dem sie Peer-Feedback oder Feedback von der Lehrkraft erhalten. Auf dieser Grundlage wird dann das Video erstellt.
Eine ähnliche Zielrichtung verfolgen auch Erklärvideos/Videotutorials. Bestehende Erklärvideos können zur Rezeption und Analyse genutzt werden oder es werden Erklärvideos eigenständig produziert und präsentiert, z. B. durch „Schiebeanimationen“ (Erklärvideos im Legetrick-Stil). Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Unterrichtsinhalte allein oder in Gruppen und stellen die Ergebnisse mit Hilfe der Methode anschaulich und visuell in Form von Lehr-/Erklärvideos dar. Darüber hinaus können die Lehrvideos z. B. über Plattformen oder Video-Channels im LMS veröffentlicht werden.
Präsentation und kritische Beurteilung vorhandener Online-Produkte: Die Lernenden filtern aus der Fülle digitaler Informationsangebote vertrauenswürdige Quellen im Sinne der Medienkompetenz heraus. Dazu werden zunächst gemeinsam Gütekriterien bspw. für eine gute Internetseite, die informativste Unternehmenspräsentation, das beste (Erklär-)Video, den besten Podcast und ggf. auch ein besonders mangelhaftes Exemplar festgelegt. Anschließend wird eine Recherche in Einzel- oder Gruppenarbeit durchgeführt.
Dabei beurteilen die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse der Recherche auf der Grundlage der zuvor abgestimmten Kriterien hinsichtlich ihrer Vertrauenswürdigkeit und begründen ihre konkrete Produktauswahl. Der Schwerpunkt der Beurteilung kann je nach unterrichtlicher Vorarbeit aus der Sicht unterschiedlicher Teilbereiche der Handlungskompetenz erfolgen, sollte aber auf jeden Fall die Urteilskompetenz in den Blick nehmen.
Die „gefakte“ Künstlerin/der „gefakte“ Künstler: Nach der inhaltlichen Auseinandersetzung mit einer Künstlerin/einem Künstler (Malerin/Maler, Schriftstellerin/Schriftsteller, Songwriterin/Songwriter) bzw. den Gestaltungsprinzipien ihrer/seiner Originalwerke sollen die Schülerinnen und Schüler ein Gemälde oder ein Gedicht, eine Kurzgeschichte (auch Kapitel/Schluss/Fortführung eines Buches) oder ein Lied einer bestimmten Autorin oder eines bestimmten Autors nach den jeweils bei der Auseinandersetzung mit den Werken identifizierten Prinzipien faken. Als Leistungsbewertungsgrundlage kann die Reflexion der eigenen Gestaltung des Werkes herangezogen werden: Welche Gestaltungsprinzipien wurden erkannt und wie sind diese umgesetzt worden?
Zur Bewertung der Handlungsprodukte können Bewertungsraster erstellt werden, in denen Punkte für verschiedene Bewertungskriterien vergeben werden.
Weitere Hinweise finden Sie im begleitenden Webauftritt.
8 Quellen zu den Beispielen sowie weitere Quellen zu zeitgemäßer Prüfungskultur:
https://www.bildungspakt-bayern.de/wordpress/wp-content/uploads/2022/02/Leitfaden_Digitale_Lernprodukte/#page=11
https://www.medienbildung-muenchen.de/beitrag/zeitgemaesse-pruefungsformate/
https://pruefungskultur.de© 2025 MSB.NRW
