Vorwort der Ministerin

Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Leserinnen und Leser,

die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 haben aufgezeigt, dass trotz aller Bemühungen zu viele Schülerinnen und Schüler nicht die notwendigen Lesekompetenzen erwerben, die es für einen erfolgreichen Bildungswerdegang auf den weiterführenden Schulen benötigt.

Das Ministerium für Schule und Bildung will deshalb mit Ihnen gemeinsam in nächster Zeit die Basiskompetenz Lesen in den Mittelpunkt der Schul- und Unterrichtsentwicklung stellen, damit unsere Schülerinnen und Schüler eine gute Grundlage haben, um auch in anderen Fächern erfolgreich zu sein.

Vorweg ist mir ein Punkt sehr wichtig: Sie, liebe Lehrerinnen und Lehrer und alle Engagierten vor Ort, geben jeden Tag Ihr Bestes, damit unsere Kinder in den Grundschulen eine gute Bildung als Grundstock für den weiteren Bildungsweg mit auf den Weg bekommen. Die Gesamtumstände machen Ihnen die Erfüllung dieses Zieles nicht immer einfach. So haben Sie in der Vergangenheit beispielsweise keine Muster für Schulentwicklungskonzepte und Arbeitsprogramme an die Hand bekommen, die es gebraucht hätte, um Sie bei der Unterrichtung zu entlasten. Hinzu kommt, dass gerade der Grundschulbereich genau der Bereich ist, wo ein großer Bedarf für mehr Personal an Schule besteht. Weitere Umstände, wie zum Beispiel die Integration von geflüchteten Kindern, kommen als zusätzliche Aufgabe hinzu. Dass Sie sich dennoch jeden Tag aufs Neue für eine gute Bildung unserer Kinder einsetzen, verdient unseren Respekt und Anerkennung!

Sie als Lehrerinnen und Lehrer erfüllen mit Ihrem Verständnis für die Komplexität der Anforderungen des Lesens und Ihren stetigen Bemühungen, die Vielfalt der Lernbedürfnisse zu fördern, eine unschätzbar bedeutsame Aufgabe. Ihr Unterricht bildet die fundamentale Grundlage für die gesamte Bildungsbiographie unserer Kinder. Denn ihre Wirkung geht deutlich über die Schullaufbahn von Kindern und Jugendlichen hinaus.

Es gibt bereits zahlreiche Unterrichtsmaterialien, die verwendet werden, deren Wirksamkeit jedoch nicht immer erwiesen ist. Die vorliegende Handreichung soll Ihnen hinsichtlich der Leseförderung eine Unterstützung sein und Orientierung bieten, so dass Sie sich wieder voll und ganz auf den Leseunterricht konzentrieren können, ohne zunächst ein eigenständiges Konzept mit Materialien erstellen zu müssen. Die Handreichung bündelt die aktuellen fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Erkenntnisse und stärkt auf diese Weise die Fachlichkeit. Hiermit setzen wir bewusst den schon beschrittenen Weg des Masterplans Grundschule gemeinsam fort.

Inhaltlich greift die Handreichung die verschiedenen Aspekte der Lesekompetenz auf. Sie zeigt zum Beispiel auf, wie die Lernentwicklung aller Schülerinnen und Schüler wirksam und nachhaltig angeregt, erfasst und gezielt gefördert werden kann. Dabei werden Theorie und Praxis durch die hybride Gestaltungsform der Handreichung mithilfe von Verlinkungen zum Portal „Stift NRW“ mit hier hinterlegten konkreten Materialen für den Unterricht sowie Factsheets zur Vertiefung von Sachverhalten verknüpft. Fragestellungen und Phänomene aus dem Unterrichtsalltag sowie konkrete Praxisbeispiele sind dabei handlungsleitend. Ausgewählte Materialien, Methoden und Tools werden dargestellt und dienen als Anregung und Orientierung für die Weiterentwicklung Ihrer schulischen Lesekultur und täglichen Lesepraxis.

Sehr deutlich und nachweisbar ist für den Erwerb der basalen Lesekompetenz die Regelmäßigkeit von Lesezeiten im schulischen Unterrichtsalltag. Deshalb ist es unerlässlich, klare verbindliche Lesezeiten in der Form von 3 x 20 Minuten in der Woche zu realisieren. Darüber hinaus bedarf es einer Lesekultur, die schulspezifisch gestaltet wird. Zu Ihrer Unterstützung ist eine Checkliste auf dem Portal „Stift“ bereitgestellt, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und der Selbstvergewisserung und Bestandsaufnahmen hinsichtlich Ihres eigenen schulischen Leseförderkonzepts dient.

Diese Handreichung wurde von einem Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Leibniz Universität Hannover gemeinsam mit Lehrkräften entwickelt. Mein Dank gilt allen Beteiligten für ihren intensiven Einsatz, mit dem sie ihre Expertise und ihre Erfahrungen bei der Entwicklung der Handreichung eingebracht haben.

Ihnen, liebe Lehrerinnen und Lehrer, danke ich noch einmal für Ihr Engagement im Bereich Lesen – diesem so wichtigen Bildungsbaustein der Grundschule. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihnen die Handreichung Impulse für die Weiterentwicklung Ihres Unterrichts bietet und Sie ermutigt und unterstützt, sich weiterhin diesem Lernbereich mit Freude, Interesse und Hingabe zu widmen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beim Lesen des Textes und der Umsetzung der Inhalte in die Schulpraxis viel Erfolg. Und sollten Sie Anmerkungen oder Anregungen haben, melden Sie sich gerne.