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3. Hinweise zur Nutzung des GeR bei Übergangsentscheidungen
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Im Runderlass des Ministeriums für Schule und Bildung „Integration und Deutschförderung neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler“ dient der Sprachstand der Lernenden, festgemacht am GeR, als ein wichtiges Übergangskriterium. Diesbezüglich möchte die vorliegende fachliche Orientierung nachfolgende ergänzende Hinweise3 geben:
Grenzen der Anwendung des GeR bei Übergangsentscheidungen:
- Lernende in der Deutschförderung verfügen noch nicht über ausgeprägte Fähigkeiten im Bereich der deutschen Sprache, können daher auch ihren Kompetenzstand nicht anhand des GeR selbst reflektieren. Sie erlernen das Deutsche in einer für sie herausfordernden Situation. Lehrkräfte sollten sich bewusst sein, dass sie den Referenzrahmen im Rahmen der Deutschförderung in dieser besonderen Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler einsetzen.
- Eine Unterscheidung zwischen Alltagssprache und Bildungssprache erfolgt im GeR nicht. Lernende erreichen meist in kurzer Zeit der Deutschförderung eine zufriedenstellende Stufe im Bereich des alltagssprachlichen Hörverstehens und Sprechens. Dies muss jedoch nicht zwingend gleichzeitig für den Bereich der bildungssprachlichen Kompetenzen gelten. Für Übergangsentscheidungen sind jedoch insbesondere die bildungssprachlichen Fähigkeiten von Bedeutung.
- Die Vorstellung, dass sprachliches Lernen linear verläuft und es zu einer kontinuierlichen Progression sprachlicher Fertigkeiten seitens der Lernenden kommt, entspricht nicht der Realität.
- Die Nutzung des GeR bei Übergangsentscheidungen führt in der Regel dazu, dass Lernenden eine gewisse Niveaustufe zugewiesen wird. Hierdurch kann fälschlicherweise der Eindruck entstehen, als ob sich die Teilfertigkeiten der/des betroffenen Lernenden alle auf dem gleichen Entwicklungsstand befinden würden. Die entscheidende Frage im Rahmen der zu treffenden Entscheidung ist, ob eine Schülerin oder ein Schüler das Sprachniveau B1 in den Teilfertigkeiten erreicht hat, die sie/er für eine gelingende Teilnahme am Regelunterricht benötigt.
Möglichkeiten der Anwendung des GeR bei Übergangsentscheidungen:
- Der GeR unterstützt Lehrkräfte dabei, ihr Bewusstsein für den sprachlichen Entwicklungsstand ihrer Schülerinnen und Schüler zu schärfen. Vor diesem Hintergrund stellt sich der GeR als ein wirkmächtiges Instrument dar, um bei Bedarf die Lernenden in bestimmte Gruppen einteilen zu können mit dem Ziel, Übergänge zu gestalten.
- Der Sprachstand ist zweifelsohne ein wichtiger Indikator bezogen auf die Frage nach dem Vorliegen von hinreichenden Deutschkenntnissen. Gleichzeitig kommt es auf die bildungs- und fachsprachlichen sowie auf methodische Kernfähigkeiten der Lernenden an. Für eine erfolgreiche Fortsetzung des Bildungswegs im Regelunterricht ist das Beherrschen der spezifischen, schriftsprachlichen Herausforderungen im Regelunterricht sehr bedeutsam.
3 Die aufgeführten Hinweise werden in Anlehnung an die folgende Veröffentlichung referiert: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg (2019), S. 24
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