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Das Spiel im Unterricht – Die Einheit konkret
Die Unterrichtseinheit zu Leons Identität orientiert sich an den zentralen Lernzielen des Faches bzw. Fächerverbundes Politik, Wirtschaft-Politik und Gesellschaftslehre in den Inhaltsfeldern Sicherung und Weiterentwicklung der Demokratie, Identität und Lebensgestaltung sowie Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg der Kernlehrpläne für achte Klassen (Realschule, Gesamtschule/Sekundarschule und Gymnasium) des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich im Rahmen der Einheit mit den Themen Rechtsextremismus und Radikalisierung spielerisch auseinander und reflektieren die von Leon herangezogenen Beweggründe für seinen Weg hin zur „Atavistischen Aktion“. Hierzu suchen sie als Jonas die versteckten Hinweise in Leons Zimmer, kombinieren diese und versuchen am Ende, Leon in einem Telefongespräch zur Rückkehr zu bewegen. Die Unterrichtseinheit umfasst sechs Einzel- bzw. drei Doppelstunden je 45 Minuten bzw. 90 Minuten. Das Spiel wird als Ganzwerk verwendet, d. h. die Schülerinnen und Schüler spielen auch konkret während der Unterrichtszeit, zumeist gemeinsam mit einer Partnerin bzw. einem Partner oder auch direkt im Klassenverbund. Hierbei wird auf bekannte Methoden und Sozialformen zurückgegriffen: Neben einer Hinführung zum Themenkomplex umfasst die Einheit konkrete Spiel- und Beobachtungsaufträge, sodass die Hinweise gesammelt und gemeinsam zu bestimmten Spielzeitpunkten diskutiert werden können. Anschließend wird das Spielerleben in Leons Identität auf Radikalisierungsbewegungen im Allgemeinen übertragen und anhand von Fallbeispielen verglichen:
Für jede Unterrichtsstunde liegen exemplarische Verlaufspläne vor, die die einzelnen Durchführungsphasen innerhalb der Stunden verdeutlichen. Hierbei finden sich Hinweise zur methodischen Durchführung, zu den verwendeten Sozialformen und notwendigen Materialien. Didaktische Hinweise ergänzen die Erläuterungen und zeigen Anknüpfungspunkte u. a. zur Weiterarbeit, zu eventuellen Problemstellen und damit verbundenen Lösungen auf. In jedem Verlaufsplan werden die zentralen Lernziele der jeweiligen Schulform ausgewiesen, die in der Unterrichtsstunde im Zentrum stehen. Darüber hinaus finden sich die zu den Stunden passenden Unterrichtsmaterialien am Ende jeder Stundenausführung. Um ein differenziertes Arbeiten insbesondere in leistungsheterogenen Lerngruppen zu ermöglichen, werden spezifische Differenzierungsmöglichkeiten ausgewiesen. Darüber hinaus stehen alle Materialien online unter https://leon.nrw.de zum Download und zur vertiefenden Arbeit zur Verfügung.
Erste Doppelstunde: Was ist mit Leon passiert?
Kurzzusammenfassung
In der ersten und zweiten Stunde der Unterrichtsreihe stehen die Erstannäherungen der Schülerinnen und Schüler an das Spiel sowie die spielerische Spurensuche nach Hinweisen auf Leons Verbleib im Zentrum. Zu Beginn der ersten Stunde wird den Schülerinnen und Schülern ein Bildausschnitt aus dem Spiel präsentiert, auf welchem zwei Poster aus Leons Zimmer zur „Atavistischen Aktion“ zu sehen sind. Nachdem die Lernenden ihre Vermutungen geäußert haben und ihr methodisches Können zur Bildanalyse anwenden und weiter ausbauen, leitet die Lehrkraft zum Spiel Leons Identität über. Die Achtklässlerinnen und Achtklässler erhalten den Auftrag, mehr über Leons Verschwinden herauszufinden. Hierzu bekommen sie eine Ermittlungsmappe mit klaren Beobachtungsaufträgen zu den Hinweisen in Leons Zimmer und zur „Atavistischen Aktion“ (vgl. Ermittlungsmappe). Zu zweit beginnen sie mit dem Spiel und tauschen sich aus. Das Spielen wird durch die Lehrkraft immer wieder unterbrochen und Reflexionsphasen werden im Plenum eingebaut, in welchen das bisherige Spielgeschehen zusammengefasst und Gelingensbedingungen und Stolpersteine innerhalb des Spiels analysiert werden. Das paarweise Spielen wird durch die Lehrkraft begleitet; bei Fragen und Anmerkungen hilft sie weiter.
Ziele
Minimalziel:
Stunde 1: Die SuS können sich im Spiel Leons Identität orientieren. Sie können erläutern, dass sie sowohl beim Spielen als auch beim Bearbeiten der Arbeitsblätter auf die Hilfe der Lehrkräfte zurückgreifen können, falls sie Hilfe benötigen.
Stunde 2: Die SuS können einzelne Hinweise auf Leons Verbleib und seinen Gesinnungswandel benennen (AF I), indem sie (ggf. mit Hilfe der Lehrkräfte) diese im Spiel finden und in ihrer Ermittlungsmappe notieren.Maximalziel:
Stunde 1: Die SuS können sich im Spiel Leons Identität orientieren, dieses selbstständig spielen und in eigenen Worten erläutern (AF II), wie sie die Ermittlungsmaterialien selbstständig bearbeiten werden.
Stunde 2: Die SuS können in ihrer Ermittlungsmappe Leons Verbleib und seinen Gesinnungswandel erschließen (AF II), indem sie selbstständig einzelne Hinweise aus dem Spiel herausfinden und Zusammenhänge zwischen ihnen herstellen.Methoden
- Bildimpuls mit freien Assoziationsketten
- Ideensammlung (bspw. Cluster)
- partnerschaftliches Spielen als Spurensuche
- Beobachtungsaufträge in Ermittlungsmappe
- Kognitive Aktivierung durch Reflexionsschleifen des Spielgeschehens
Sozialformen
- Plenumsphasen mit Diskussionen und Reflexionen
- Partnerarbeit (Beobachtungsaufträge und gemeinsames Spielen)
Zweite Doppelstunde: Den Radikalisierungsprozess erforschen
Kurzzusammenfassung
In der dritten und vierten Stunde der Unterrichtsreihe nehmen die Schülerinnen und Schüler den Radikalisierungsprozess von Leon genauer unter die Lupe. Nachdem sie bereits in der vergangenen Unterrichtsstunde mit der Spurensuche zu Leons Verbleib beginnen durften, schließen die Lernenden das Spielen zu Beginn der dritten Stunde ab und halten ihre Ergebnisse in der Ermittlungsmappe fest. Im Anschluss daran werden die gefundenen Hinweise im Plenum zusammengetragen und in einer gemeinsamen Mindmap visualisiert. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf den Querbezügen zwischen den einzelnen Hinweisen, die verdeutlichen, warum und wie Leon sich radikalisiert hat. In der vierten Stunde dient die vor dem Hintergrund des Spiels erstellte Mindmap zur vertiefenden Weiterarbeit. In Kleingruppen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler Lösungsmöglichkeiten, wie Radikalisierungsprozesse unterbrochen bzw. wie sie diesen begegnen können. Methodisch ist das Erarbeiten in Form von Factsheets, Postern oder digitalen Präsentationen möglich. Abschließend werden die Lösungsvorschläge präsentiert und im Klassenverband hinsichtlich ihrer Plausibilität und Passung zu Jonas und Leon diskutiert.
Ziele
Minimalziel:
Stunde 3: Die SuS können einzelne Hinweise auf Leons Verbleib und seinen Gesinnungswandel in der Mindmap nennen (AF I). Sie können diese mit Hilfe einer durch die Lehrkraft geführten Diskussion interpretieren (AF II).
Stunde 4: Die SuS können unter Einbezug der Hilfestellungen (vgl. didaktischer Kommentar dieser Stunde) und mit Hilfe der Lehrkräfte einzelne Vorschläge zur Abwehr extremistischer Vereinnahmungsversuche entwickeln.Maximalziel:
Stunde 3: Die SuS können auf Grundlage der gemeinsamen Mindmap und einer Leitfrage selbstständig diskutieren (AF III), welche Ereignisse und Einflüsse zur Radikalisierung Leons beigetragen haben.
Stunde 4: Die SuS können auf Grundlage der Auseinandersetzung mit den Inhalten von Leons Identität ein eigenes Programm für Handlungsstrategien gegen Extremismus entwickeln (AF III), indem sie selbstständig in Gruppen mehrere konkrete Regeln und Vorschläge zur Abwehr extremistischer Vereinnahmungsversuche bei sich und Dritten formulieren.Methoden
- partnerschaftliches Spielen als Spurensuche
- Ergebnissicherung durch Mindmap
- Kognitive Aktivierung durch Reflexionsschleifen des Spielgeschehens
- (digitale) Postererstellung inkl. Präsentation (Bezug zum Gesprächsleitfaden)
- Übertragungsleistung zum Lebensweltbezug
Sozialformen
- Plenumsphasen mit Diskussionen und Reflexionen
- Partnerarbeit (Beobachtungsaufträge und gemeinsames Spielen)
- Gruppenarbeit (Lösungsstrategieerfassung)
Dritte Doppelstunde: Radikalisierung weiterdenken
Kurzzusammenfassung
Die fünfte und sechste Stunde dienen dazu, den Radikalisierungsprozess Leons und die herausgearbeiteten Lösungsstrategien weiterzudenken und auf weiterführende Radikalisierungs- und Extremismuskontexte zu übertragen, die im Sinne gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zentral stehen. Am Anfang der fünften Stunde hören die Schülerinnen und Schüler noch mal einen Gesprächsausschnitt aus dem Telefonat zwischen Jonas und Leon und arbeiten gemeinsam die zentralen Punkte des Gesprächs und mögliche Strategien für Jonas heraus, wie auf das Gesagte reagiert werden kann. Anschließend erhalten sie in Kleingruppen Fallbeispiele von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern, die ebenfalls mit extremistischen Meinungen, Einstellungen und Haltungen konfrontiert sind bzw. diese entwickeln (Christian: Fremdenfeindlichkeit; Ahmat: Islamismus; Layla: Homophobie). Methodisch ist das Erarbeiten in Form von Factsheets, Postern oder digitalen Präsentationen möglich. Jede Gruppe erarbeitet für ein Fallbeispiel mögliche Gesprächsansätze und stellt diese zum Abschluss vor.
Ziele
Minimalziel:
Stunde 5: Die SuS können einzelne Vorschläge zum Umgang mit den geäußerten radikalen Meinungen (in den Materialien) benennen (AF I–II), indem sie auf Grundlage der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Szenarien und unter Einbezug der Hilfestellungen (vgl. didaktischer Kommentar dieser Stunde) sowie mit Hilfe der Lehrkräfte in den Arbeitsgruppen diskutieren und die Ergebnisse in Stichpunkten schriftlich (auf einem Plakat/ in einer einfachen digitalen Präsentation) festhalten.
Stunde 6: Die SuS können einzelne Vorschläge zum Umgang mit den geäußerten radikalen Meinungen beschreiben (AF I–II), indem sie unter Nutzung einer kurzen Präsentation (auf einem Plakat/ in einer einfachen digitalen Präsentation) ihre Arbeitsergebnisse in der Lerngruppe vorstellen und (ggf. mit unterstützender Moderation der Lehrkraft) auf einzelne Rückfragen und Meldungen der Zuhörerinnen und Zuhörer eingehen.Maximalziel:
Stunde 5: Die SuS können ein differenziertes eigenes Konzept für Handlungs- und Diskussionsstrategien in Bezug auf die jeweils geschilderte Situation entwickeln (AF III), indem sie selbstständig in den Arbeitsgruppen auf Grundlage der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Szenarien mehrere konkrete Regeln und Argumentationshilfen erarbeiten, diese auf Widerlegbarkeit prüfen und das gesamte Konzept als differenzierte schriftliche Präsentation (z. B. als Plakat, Lapbook oder erweiterte digitale Präsentation) visualisieren.
Stunde 6: Die SuS können differenzierte Handlungs- und Diskussionsstrategien in Bezug auf die jeweils geschilderte Situation erläutern (AF III), indem sie unter Nutzung einer erweiterten schriftlichen Präsentation (z. B. als Plakat, Lapbook oder erweiterte digitale Präsentation) ihre Arbeitsergebnisse vorstellen sowie anschließend selbstständig mit dem Rest der Lerngruppe über ihr Konzept diskutieren.Methoden
- Impuls über Audiomitschnitt
- Gesprächsanalyse inkl. Gelingensbedingungen und Stolpersteinen (Telefonat mit Leon)
- Anwendung durch Arbeit an Fallbeispielen
- (digitale) Postererstellung inkl. Präsentation (Bezug zum Gesprächsleitfaden)
Sozialformen
- Plenumsphasen mit Diskussionen und Reflexionen
- Gruppenarbeit (Gesprächsleitfaden)
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